Geschichte
Schon seit langem zählt Amsterdam zu den richtigen Weltstädten. Während des siebzehnten Jahrhunderts konnte Amsterdam sogar die Stellung des wirtschaftlichen Zentrums der Welt für sich beanspruchen. Heutzutage ist die Stadt bekannt für ihren toleranten Charakter.
Entstehungsgeschichte
Im zwölften Jahrhundert war die heutige Provinz Holland zum größten Teil kaum bewohnbar. Es war ein sehr feuchtes Gebiet, hauptsächlich bestehend aus Moor und Sumpfland. Diese Landschaft wurde von mehreren Flüssen durchschnitten. Einer dieser Flüsse war die Amstel, die in das IJ mündete. Gegen Ende des zwölften Jahrhunderts entstand rund um einen Damm im Fluss eine kleine Siedlung. Diesem Damm in der Amstel verdankt Amsterdam ihren Namen. übrigens ist dieser Damm immer noch der zentralste Teil der Stadt, aber er ist zu einem Platz umfunktioniert worden. Anfang des dreizehnten Jahrhunderts wurden Amsterdam vom damaligen Landesherr Stadtrechte verliehen.
Inzwischen dehnte sich die Stadt vom Zentrum um den Dam langsam weiter aus. Stadtwälle wurden aufgeworfen und Kanäle (Grachten) gegraben. Um 1420 war die Stadt aber schon wieder zu klein geworden. Deshalb wurde an der Ostseite ein neuer Wall errichtet, entlang den heutigen Geldersekade und Kloveniersburgwal. An der westlichen Stadtseite wurde einen Graben, eine sog. Singelgracht gegraben. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt war damals noch nicht allzu weit gediehen. Man hat hauptsächlich vom Fischfang, insbesondere Hering, und Bierbrauerei gelebt. Erst nachdem Amsterdam im fünfzehnten Jahrhundert der Burgundischen Krone Philipps des Guten zufiel, gab es einen Aufschwung. Der amsterdamer Hafen bekam immer mehr eine Umschlagfunktion: Fisch aus dem Süden und Getreide aus dem Ostseegebiet wurde in Amsterdam vermarktet. Die wirtschaftliche Blüte sorgte dafür, dass Amsterdam, mit etwa dreißigtausend Einwohnern, zur größten Stadt Hollands heranwuchs. Die zweite Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts stand in Europa im Zeichen der Reformation. Die Niederlanden lösten sich während des achtzigjährigen Krieges vom spanischen Reich und beendeten die Vormachtstellung der katholischen Kirche. Lange Zeit blieb Amsterdam in diesem Konflikt auf spanischer Seite, aber schließlich wurde dann 1578 doch der Anschluss an den restlichen Niederlanden gesucht. In dieser Zeit war Holland eine der tolerantesten Regionen in Europa. Deshalb zogen viele daheim verfolgte Protestanten und Portugiesische Juden in holländische Städte. So führten auch viele Händler aus Antwerpen ihre Geschäfte in Amsterdam weiter, was für die örtliche Wirtschaft einen wichtigen Impuls bedeutete. Das tolerante geistliche Klima wofür Amsterdam auch jetzt noch bekannt ist, findet seinen Ursprung in diesem Zeitraum.
Das Goldene Jahrhundert
Die Einverleibung Portugals durch Spanien im Jahr 1580 zwang die nördlichen Niederlanden dazu, selbst nach Indien zu fahren. Die ersten Fahrten wurden von Amsterdam aus unternommen und wurden gleich zu einem gigantischen Erfolg. Angeregt durch dieses Ergebnis, wurden bald überall im Land Pläne geschmiedet, Schiffe nach Indien zu schicken. Aus all diese Einzelinitiativen entstand 1602 die Vereinigte Ostindische Compagnie. Amsterdam zeichnete für mehr als die Hälfte des gesamten Kapitals, das in das neue Unternehmen investiert wurde. übrigens waren an der Gründung der VOC nicht nur reiche Händler beteiligt. Auch normale Bürger investierten in diesem Vorhaben. Die VOC ist deshalb als Vorläufer der heutigen Aktiengesellschaft zu Betrachten. (Anm. d. übers. G.D.)
Das siebzehnte Jahrhundert war Amsterdams größte Blütezeit. Reichtum, Macht, Kultur und Toleranz erreichten nie da gewesene Höhen. Durch das schnelle Wachstum der Einwohnerzahl, wuchs die Stadt unaufhörlich. Während des siebzehnten Jahrhunderts wurde Amsterdams berühmter Grachtengürtel angelegt. An den Kanäle (Grachten) wurden hohe Häuser gebaut. Diese Häuser wurden auch deshalb höher gebaut als in anderen holländischen Städten, da dies von den Stadtbehörden gefördert wurde, um so das Ansehen der eigenen Stadt zu erhöhen. Während der ersten Hälfte des Jahrhunderts wurden zwei große Kirchen errichtet: die Zuiderkerk und die Westerkerk. Im Jahr 1652 wurde das alte gotische Rathaus durch einen Brand vernichtet und es wurde ein neues Rathaus erbaut, das gegenwärtige Paleis op de Dam. The Plaetse, der jetzige Dam-Platz, wurde zu diesem Anlass erheblich vergrößert, ebenso wie die Stadt. Nachdem zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts die Jordaan gebaut wurde, zählte Amsterdam etwa zweihunderttausend Einwohner.
Gleichzeitig erlebte Amsterdam eine kulturelle Blütezeit. Die wirtschaftlichen Gegebenheiten sorgten für eine große Nachfrage und eine dementsprechende Blüte des Kunsthandwerks. Bredero, Vondel und P.C. Hooft brachten ihre berühmten Werke der Dichtkunst zu Papier, während der Maler Rembrandt van Rijn und seine Schüler hier wirkten und berühmte Philosophen wie Spinoza und Descartes ihre Schriften veröffentlichten.
Aber gerade wenn alles sehr erfolgreich läuft, sollte man auf der Hut sein. Im Katastrophenjahr 1672 gerieten die mächtigen Niederlanden gleichzeitig in einen Krieg mit Frankreich und England. Dadurch wurde der Hafen Amsterdams unerreichbar für die Handelsflotte mit Waren aus Indien. Zum Ende des Jahrhunderts endete auch die Periode der größten Blüte. Die wirtschaftlichen Strukturen änderten sich; Amsterdam verlor seine Stellung als Umschlaghafen für den Welthandel. Gleichzeitig aber wurde der Geldmarkt immer wichtiger. Amsterdam mauserte sich zum finanziellen Zentrum der Welt, als Bankier für die europäischen Fürsten die mit geliehenem Geld ihre kostspieligen Kriege führten.
Nach 1850
Nach einer verhältnismäßig ruhigen Periode folgte dann die ära der Industrialisierung. Nach 1850 vermehrte sich Amsterdams Einwohnerzahl plötzlich sehr stark. Aus dem ganzen Land zogen Menschen in die Stadt, auf der Suche nach Arbeit. Neue Wohnviertel mussten gebaut werden mit der Folge, dass Stadtteile wie de Pijp und Vondelpark entstanden. Nach 1920 folgten die großen Erweiterungen in westlicher, südlicher und östlicher Richtung. Das Plan Zuid Vorhaben Süd des bekannten Architekten Berlage aus der Zeit, wird immer noch hoch gepriesen. Auch nördlich des IJ wurden neue Wohnviertel gebaut.
Ab 1940 folgte dann eine der dunkelsten Seiten der Weltgeschichte: der Zweite Weltkrieg. Die Bevölkerung Amsterdams hat in dieser Zeit schwer gelitten. Insbesondere gilt das für die seit jeher große jüdische Bevölkerung. Viele von ihnen wurden von der Besatzungsmacht deportiert und umgebracht. An vielen Stellen in der Stadt, wie das Anne Frankhuis und das Nationaal Monument op de Dam das nationale Kriegsdenkmal, wird man noch an diese schreckliche Zeit erinnert.
Amsterdam hat sich nach dem Krieg noch weiter ausgedehnt. In den sechziger Jahren wurde die Bijlmer, ein Stadtteil voller Hochhäuser, gebaut und jetzt wird eine neue Insel im IJ geschaffen, auf der ein Bauvolumen von 20.000 neuen Wohnungen vorgesehen ist.
Amsterdam nimmt noch immer unangefochten eine Stellung ein als kulturelles Herz der Niederlanden. Hier gibt es Orchester, Ballett, Theater, Museen und Galerien, zwei Universitäten und viele Fachhochschulen. Im Leben vieler Amsterdamer spielt Fußball eine große Rolle. Während den siebziger Jahren erlangte die Stadt Weltruhm als Heimatstadt von Johan Cruyff and Ajax. Siege von Ajax oder der Nationalmannschaft wurden in Amsterdam mit wahren Volksfesten gefeiert. Das erringen des Titels in der Länder-Europameisterschaft 1988, nachdem im Endspiel die russische Mannschaft besiegt wurde, war in Amsterdam Anlass zu einer unbändigen Festfreude. Das Fazit dieser Betrachtung ist: Amsterdam ist und bleibt die wirkliche Hauptstadt der Niederlanden.